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Deutsche Welle sendet in Kabul

Andreas Noll16. Dezember 2004

Seit Ende März 2004 gilt in Afghanistan ein neues Mediengesetz, das jede Beschränkung der Publikationsfreiheit verbietet. In der Praxis aber kann von Pressefreiheit nach westlichem Muster keine Rede sein.

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Radio als wichtige Informationsquelle in AfghanistanBild: AP

Verstöße gegen das Presserecht sind in Afghanistan besonders in den Provinzen an der Tagesordnung - Gouverneure, Milizen-Chefs und selbsternannte Kommandeure behindern dort die Entwicklung freier Berichterstattung. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Welle am Donnerstag (16.12.2004) mit Vertretern des afghanischen Informationsministeriums einen Vertrag über den Aufbau von zwei neuen UKW-Sendern unterzeichnet.

Progamm in vier Sprachen

90,5 MHZ - auf dieser UKW-Frequenz kann man in der afghanischen Hauptstadt Kabul schon in wenigen Wochen die Deutsche Welle empfangen. 24 Stunden am Tag. Ausgestrahlt wird das DW-Programm dabei nicht nur in den afghanischen Landessprachen Dari und Paschtu, sondern auch auf Deutsch und Englisch.

UKW-Sender für R.T.A.

Dass die Deutsche Welle ab kommendem Frühjahr in Kabul auf UKW zu empfangen ist, war zunächst gar nicht geplant. Ursprünglich sollte der deutsche Auslandssender auf afghanischen Wunsch einen im Krieg beschädigten Mittelwellensender wieder Instand setzen. Doch als Gerd Höfs, Leiter des Ausstrahlungsmanagements der Deutschen Welle, die über 60 Jahre alte Anlage bei Kabul inspizierte, erlebte er eine böse Überraschung. Das Gebäude war so marode, dass an eine Reparatur nicht zu denken war. So entstand die Idee, stattdessen einen UKW-Sender für das Deutsche-Welle-Programm in Kabul zu installieren. Die afghanischen Partner waren begeistert, denn die die Deutschen sagten im Gegenzug einen baugleichen UKW-Sender für RadioTelevision Afghanistan (R.T.A.) zu.

Nachdem nun die vertraglichen Details geklärt sind, soll schon in den nächsten Tagen ein Hersteller ausgewählt werden. Läuft alles nach Plan, startet der Sendebetrieb bereits im Februar. "Wir versorgen dann mindestens die drei Millionen geschätzten Einwohner von Kabul plus die Einwohner im Umkreis von rund 45 Kilometer", sagt Höfs.

Wichtige Informationsquelle

Gulham Hassan Hazrati, Intendant von R.T.A., ist froh über das deutsche Engagement in Kabul. Nach der britischen BBC und dem französischen RFI ist die Deutsche Welle der dritte internationale Radiosender, der für Kabul ein UKW-Programm ausstrahlt. Die internationalen Programme seien ein wichtiger Bestandteil der Information der afghanischen Bevölkerung, sagt er. Aus seiner Sicht kann nur das Radio mit seinen vielfältigen Möglichkeiten die flächendeckende Informations-Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. "Nehmen Sie zum Beispiel einen Bauer: Wenn der auf seinem Feld arbeitet, kann er über sein kleines Transistorradio über das Geschehen in der Welt informiert werden", erklärt Hazrati die Bedeutung des Radios in Afghanistan.

Doch nicht nur die problemlose Verfügbarkeit macht das Radio in Afghanistan so beliebt: mehr als zwei Drittel der Afghanen sind immer noch Analphabeten. Mit Zeitungen oder dem Internet können sie nichts anfangen.