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WM-Qualifikationsspiel zwischen Bosnien und Herzegowina und Serbien und Montenegro in Sarajevo

8. Oktober 2004

– Polizei in Alarmbereitschaft

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Bonn, 8.10.2004, DW-Radio / Bosnisch, Zoran Pirolic

In Sarajevo wird morgen Abend (9.10.) das Qualifikationsspiel für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland zwischen Bosnien und Herzegowina und Serbien und Montenegro stattfinden. Es ist ein Zusammentreffen, welches jenseits des Sports mit großen Risiken verbunden ist. In Sarajevo wird eine große Zahl von Fans aus dem Nachbarland erwartet sowie aus der Republika Srpska. Die Fans von dort werden allerdings voraussichtlich vor allem die Mannschaft aus dem Nachbarland anfeuern. Vor zwei Jahren trafen die Nationalmannschaften der beiden Länder zuletzt zusammen. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen. Wie sich die Polizei auf den morgigen Tag vorbereitet, hören Sie von unserem Korrespondenten in Sarajevo, Zoran Pirolic.

Vielen ist noch immer das Freundschaftsspiel zwischen Bosnien und Herzegowina und der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien in Erinnerung, das vor zwei Jahren in Sarajevo stattfand. Das erste Nachkriegsspiel der beiden Nationalmannschaften fand zwar im großen und ganzen in einer korrekten Atmosphäre statt, jedoch kam es außerhalb des Stadions zu einem kleinen Krieg. Hätte es damals nicht ein schnelles und resolutes Eingreifen der Sicherheitskräfte gegeben, wären die Folgen womöglich tragisch gewesen. Morgen treffen die Teams wieder aufeinander, aber diesmal im Rahmen der Qualifikation für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006. Serbien und Montenegro werden im Stadion von Kosovo viele Fans versammelt haben, und zwar nicht nur aus dem Nachbarland, sondern auch aus der Republika Srpska. Was sagen die Fans aus Sarajevo, die aus dem Teil der Stadt kommen, der sich heute in der Republika Srpska befindet?

"Ich gehöre auf alle Fälle zum serbischen Volk und deswegen bin ich ein Fan der Nationalmannschaft von Serbien und Montenegro," "auch ich werde Serbien und Montenegro anfeuern, denn in Bosnien spielt nur eine Nation, andere gibt es nicht," "es wird viele nationalistische Parolen geben, und natürlich werden auch diese Mujahedine da sein," "ich bin doch nicht blöd, ich werde doch nicht ein Team anfeuern, und morgen schneiden sie mir den Kopf ab, ich werde meine Leute anfeuern."

Im Sarajevo der Föderation sind die Ansichten völlig anders:

"Es versteht sich, für Bosnien," "für Bosnien, klar," "Es sollte keine Probleme geben, denn dafür gibt es keinen Grund, es wird immer besser," "ich bin für Bosnien."

Für Unruhen während dieser Sportveranstaltung ist auch die Polizei vorbereitet. Magbul Skoro, Pressesprecher des kantonalen Innenministeriums sagt:

"In Sarajevo wird an diesem Tag totale Kontrolle herrschen, es wird an diesem Tag keine wirkliche Bewegungsfreiheit geben. Wir erhalten auch Hilfe von anderen Polizeibehörden der anderen Kantone und von der Polizei der Föderation. Es gibt auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Innenministerium der Republika Srpska."

Einige Politiker aus der Republika Srpska, darunter Premierminister Dragan Mikerevic erklärten bereits gegenüber den hiesigen Medien, dass sie für Serbien und Montenegro sein werden, also gegen das Team ihres eigenen Landes. Auch das ist möglich in einem Land, in dem neun Jahre nach Ende des Krieges die Anwesenheit der internationalen Gemeinschaft noch immer nötig ist. (Übersetzt von Fabian Schmidt) (fp)